ANAXAM - Das nationale Technologietransferzentrum hat in Villigen seinen Betrieb aufgenommen
Paul Scherrer Institut (PSI), Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Swiss Nanoscience Institute (SNI) und Kanton Aargau betreiben seit dem 1. Dezember 2019 zusammen mit Industriepartnern das nationale Technologietransferzentrum ANAXAM (Analytics with Neutrons and X-Rays for Advanced Manufacturing). Es ist in Villigen im PARK INNOVAARE angesiedelt und gehört zu den vom Bund unterstützten Advanced Manufacturing Technology Transfer Centern (AM-TTC). ANAXAM ermöglicht Unternehmen, insbesondere auch KMU, den Zugang zu den Grossforschungsanlagen des PSI im Bereich der Neutronen- und Röntgenanalytik. Das nationale Technologietransferzentrum ANAXAM wurde am 5. Dezember 2019 an einer Medienkonferenz im PSI in Villigen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Paul Scherrer Institut (PSI) betreibt mit Hilfe von Neutronen- und Röntgenanalytik Weltspitzenforschung. Die von ihm entwickelten und betriebenen Technologien sind sowohl in der Forschung als auch in der Industrie vielfältig einsetzbar: Das Spektrum reicht von der Verbesserung von Eisenbahnisolatoren über Werkstoffentwicklungen bis zu hoch komplexen Präzisionsmessungen und Materialanalysen.
Am 1. Dezember 2019 wurde in Villigen ein neues nationales Technologietransferzentrum in Betrieb genommen, welches die PSI-Spitzentechnologie im Bereich der Neutronen- und Röntgenanalytik der Wirtschaft besser zugänglich macht: ANAXAM (Analytics with Neutrons and X-Rays for Advanced Manufacturing). Paul Scherrer Institut (PSI), Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Swiss Nanoscience Institute (SNI) und Kanton Aargau haben zusammen mit Industriepartnern einen Trägerverein für den Aufbau und Betrieb von ANAXAM gegründet.
"Beitrag zur Stärkung des Aargaus als Technologie- und Industriekanton"
"Das neue nationale Technologietransferzentrum ANAXAM leistet einen wichtigen Beitrag zur Positionierung des Aargaus als Technologie- und Industriekanton", freut sich Landammann Urs Hofmann, Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres (DVI) an der Medienkonferenz, "es stärkt den Innovationscluster in Villigen, der durch das PSI und neu auch den PARK INNOVAARE gebildet wird, und unterstützt Grossunternehmen, vor allem aber auch kleinere und mittelgrosse Unternehmen bei der Transformation zu Industrie 4.0".
ANAXAM-Geschäftsführer Christian Grünzweig zeigt auf, wie die Wirtschaft mit dem Technologietransferzentrum die Weltspitzenforschung des PSI im Bereich der Neutronen- und Röntgenanalytik nutzen kann: "ANAXAM ermöglicht der Industrie den Zugang zu modernsten Analytikmethoden, die ursprünglich für die Grundlagenforschung entwickelt wurden. Dadurch bietet ANAXAM der Industrie völlig neue Möglichkeiten der angewandten Materialanalytik, und verschiebt dadurch die Grenzen des Machbaren. Die Kunden kommen mit Fragestellungen zu uns, wir versuchen mit angewandter Materialanalytik mittels Neutronen- und Röntgenuntersuchungen Antworten zu finden. ANAXAM ist es wichtig, den Kunden massgeschneiderte Analytikdienstleistung anzubieten."
ANAXAM biete eine breite Palette innovativer Analytikmethoden an, erläutert Grünzweig, welche zur Entwicklung und Optimierung von neuen Produkten oder Prozessen eingesetzt werden könne, zum Beispiel für die Bereiche 3D-Druck, Energiespeichermaterialien (wie Batterien oder Brennstoffzellen) oder Verbundwerkstoffe.
"ANAXAM verfügt genau über das Knowhow und die Technologien, die wir brauchen"
Der Trägerverein ANAXAM zählt bereits über ein Dutzend Mitglieder aus der Industrie. Unter ihnen zum Beispiel die Badener Hightech-Firma DECTRIS AG, die im Bereich der Röntgenstrahlungs- und Elektronen-Detektion tätig ist. DECTRIS-Manager Clemens Schulze-Briese, erläutert einerseits wie DECTRIS ANAXAM unterstützt, und andererseits als Vizepräsident des Trägervereins ANAXAM wie die Trägerschaft organisiert ist.
Praktischen Nutzen aus ANAXAM beziehungsweise der Neutronen- und Röntgenanalytik zieht auch die Firma SpectraFlow Analytics AG in Spreitenbach, die unter anderem Analytikgeräte für die Qualitätskontrolle in der Zementindustrie entwickelt und vertreibt. SpectraFlow-Analytics-Co-Gründer Hans-Helmuth Jung verweist dabei auf eine vom Hightech Zentrum Aargau unterstützte Machbarkeitsstudie: "Sie hat gezeigt, dass ANAXAM genau über das Knowhow und die Technologie verfügt, die uns in der Verbesserung unserer Produkt- und Dienstleistungen wesentliche Schritte voranbringen können".
Ansiedlung im PARK INNOVAARE geplant
Ein wichtiger Akteur im ANAXAM-Verbund ist die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Jürg Christener, Direktor der Hochschule für Technik und ANAXAM-Vorstandsmitglied, beleuchtet an der Medienkonferenz die Rolle der FHNW als Bindeglied zwischen Bildung und Forschung zur Industrie. Er zeigt auf, dass das Technologietransferzentrum ANAXAM ein grosses Nutzungspotenzial aufweist.
Staatschreiberin Vincenza Trivigno ist zusammen mit Landammann Urs Hofmann die treibende Kraft des Kantons Aargau bei der Lancierung von ANAXAM. Sie legt an der Medienkonferenz dar, wie die öffentliche Hand mit finanzieller, fachlicher, organisatorischer und politischer Unterstützung in der Pilotphase (2019/2020) und in der Aufbauphase (2021 bis 2024) dem Technologietransferzentrum ANAXAM Start- und Anschubhilfe leistet.
Thierry Strässle, Direktor a.i. Paul Scherrer Institut (PSI), freut sich an der Medienkonferenz in Villigen über das neue Technologiezentrum im PSI-Umfeld: "Der Technologietransfer ist ein wichtiger Teil der PSI-Mission. Mit ANAXAM können wir vermehrt unsere Kernkompetenz im Bereich der Neutronen- und Röntgenanalytik der Wirtschaft, insbesondere den KMU, unkompliziert zur Verfügung stellen".
Die gleiche Stossrichtung verfolgt das PSI mit dem PARK INNOVAARE, bei welchem kürzlich der Spatenstich stattfand. Das Technologietransferzentrum ANAXAM wird im PARK INNOVAARE angesiedelt sein.
Hinweis
Verein "AM-TTC Alliance" will Lücke zwischen Forschung und industrieller Anwendung schliessen
Schweizer Hochschulen und Forschungseinrichtungen belegen in internationalen Forschungsrankings regelmässig Spitzenpositionen. Auch bei den Forschungsergebnissen und den daraus resultierenden Patenten gehört die Schweiz zu den führenden Nationen. Und dennoch finden nur wenige neue Technologien ihren Weg aus den hiesigen Forschungslaboren in die industrielle Anwendung. Hier klafft eine Lücke.
Diese soll mit der Initiative zum Aufbau eines Verbunds von Schweizer Technologietransferzentren, den sogenannten "Advanced Manufacturing Technologie Transfer Centers" (AM-TTC), geschlossen werden. Sie ist ein Teil des Aktionsplans "Digitalisierung" des Bundes und hat zum Ziel, die Schweiz langfristig als modernen und qualitativ hochstehenden Produktionsstandort zu erhalten. Sie wird in der Startphase mit Mitteln des ETH-Rats unterstützt.
Die Initiative will Infrastrukturen in der Schweiz aufbauen, die dabei helfen, Technologien, die im Labor entwickelt wurden, schneller industrietauglich zu machen. Die Zentren geben Unternehmen – insbesondere auch den Schweizer KMU – einen besseren Zugang zu neuen Technologien. Die Unternehmen können die Technologien in den Zentren testen und sie dann mit Hilfe der Zentren in ihre eigene Produktion transferieren.
Am 4. Februar 2019 haben an der Empa in Dübendorf 22 Schweizer Forschungsinstitutionen und Industrieunternehmen den Verein "AM-TTC Alliance", den Dachverband dieser Technologietransferzentren, gegründet. Zu den Mitgliedern zählen Institutionen des ETH-Bereichs, die Fachhochschulen und andere Forschungseinrichtungen, Industrieunternehmen wie ABB, BASF, Bühler, Georg Fischer, Hilti, Oerlikon, Rolex, Richemont und Siemens sowie der Industrieverband Swissmem. An der ANXAM-Medienkonferenz stellt AM-TTC-Alliance-Geschäftsführer Lars Sommerhäuser den Dachverband vor.
Ende September 2019 hat der Vorstand der AM-TTC Alliance in einem umfassenden Auswahlverfahren entschieden, von den neun Zentren, die im April 2019 eine Förderung beantragt haben, in der Startphase 2019 / 2020 vorerst zwei Technologietransferzentren mit insgesamt 4,8 Millionen Franken zu fördern. Zudem empfiehlt der Vorstand dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), diese beiden Zentren in den Jahren 2021 bis 2024 als Forschungseinrichtungen von nationaler Bedeutung zu fördern.
Quelle: Ein Artikel des Kanton Aagau www.ag.ch (ZVG)